TRAMES 3, 6, 2002

THE ROLE OF THE HUMANITIES IN WESTERN INDUSTRIALISED SOCIETIES

Michael Stolleis

Johann Wolfgang Goethe-University, Frankfurt a.M.

Zusammenfassung: Der am 14. Mai 2002 in der Royal Society (London) auf dem Kolloquium der Balzan-Stiftung (Mailand, Zürich) “The two cultures” vorgetragene Text geht aus von der historisch beispiellosen Vermehrung des Wissens im Bereich der Naturwissenschaften (sciences). Die Kulturwissenschaften (humanities) sind unter Legitimationsdruck, und soweit sie an alte Sprachen gebunden sind, wird ihre Lage immer schwieriger. Es gibt aber rationale Begründungen, sie zu fördern. Sciences und Humanities sind engstens miteinander verbunden; auch Naturwissenschaften sind kulturabhängig. Wissenschaftstheoretisch ist die Trennung in “zwei Kulturen” (Snow) sinnlos. Investitionen in die Kulturwissenschaften sind dringend notwendig, etwa zur Vermeidung von kulturellen Konflikten, von Fehlschlägen in der Entwicklungshilfe, von Zurückbildungen kultureller Fertigkeiten, die auch die Basis der Naturwissenschaften bilden.

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