Kurt Rudolph
Philipps- Universität Marburg
Zusammenfassung. Die Gnosisforschung von H. Jonas, die er von 1925?1934 in Marburg und dann durch seine Vertreibung aus Deutschland in England und den USA teilweise fortsetzte, steht einerseits in der Tradition der "Religionsgeschichtlichen Schule", vermittelt über seinen theol. Lehrer Rudolf Bultmann, andererseits der Existenzphilosophie seines philos. Lehrers Martin Heidegger und zum Teil auch der Kulturphilosphie Oswald Spenglers. Die dadurch gewonnene Einsicht in den "autonomen Wesenskern" der gnostischen Daseinshaltung, die alle relevanten Dokumente prägt und damit verstehen lehrt, ist auch nach dem Auftauchen der Nag Hammadi?Texte noch gültig, auch wenn einige Sachverhalte (z.B. der Ursprung oder der sog. "spätantike Geist") anders gesehen werden. Die enge Verwandtschaft der von Jonas gebrauchten "existential?ontologischen" Terminologie mit den gnostischen Aussagen, weist auf geistesgeschichtliche Hintergründe, die schon von Jonas erkannt und in letzter Zeit näher untersucht wurden. FÜr Jonas ist der Gnostiker der Gegentyp des Menschen, den er für die Zukunft der Welterhaltung in seinen letzten Arbeiten über das "Prinzip Verantwortung" im Auge hatte.
1 Leicht bearbeiteter Vortrag, gehalten am 15. Mai 1998 an der Universität Konstanz anläßlich der Eröffnung des dortigen Hans Jonas - Archivs.
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